Förderung der navigationalen Gesundheitskompetenz von Jugendlichen in Tirol
Förderung der navigationalen Gesundheitskompetenz von Jugendlichen in Tirol

Förderung der navigationalen Gesundheitskompetenz von Jugendlichen in Tirol

Markt der Möglichkeiten | Raum: PT104

Referent:innen: Dr. Claudia Zelle-Rieser, Gilles Bernard, Simone Vitzthum & Dr. Kurt Martini, fhg – Zentrum für Gesundheitsberufe Tirol GmbH

Das Projekt bietet ein niederschwelliges Angebot für Schulen zur Förderung der navigationalen Gesundheitskompetenz von Jugendlichen in Tirol durch ein Lehrkonzept, dessen Kern eine Stadtrallye mittels Smartphone-App bildet.



Donnerstag, 26.09. | 11.15 - 12.45 Uhr | Markt der Möglichkeiten: Praxisprojekte |

 

Förderung der navigationalen Gesundheitskompetenz von Jugendlichen in Tirol

Referent:innen: Dr. Claudia Zelle-Rieser, Gilles Bernard, Simone Vitzthum & Dr. Kurt Martini, fhg – Zentrum für Gesundheitsberufe Tirol GmbH
Email: claudia.zelle-rieser@fhg-tirol.ac.at


Einleitung

Die Stärkung der Gesundheitskompetenz ist ein zentrales Anliegen der österreichischen Gesundheitspolitik, da diese in Österreich im Vergleich mit anderen Ländern unterdurchschnittlich ausfällt. Eine unzureichende Gesundheitskompetenz führt zu negativen Auswirkungen auf den subjektiv wahrgenommenen Gesundheitszustand, das Gesundheitsverhalten und erhöht Hospitalisierungsrisiken. Besondere Herausforderungen bestehen bei der Navigation im Gesundheitssystem und der digitalen Gesundheitskompetenz. Aufgrund der steigenden Digitalisierung im Gesundheitswesen erfahren die digitale und navigationale Gesundheitskompetenz zunehmend Bedeutung.

Hintergrund und Motivation

Die navigationale Gesundheitskompetenz ist die Fähigkeit, sich ohne Probleme und Umwege im Gesundheitssystem zurechtzufinden, um die richtige Versorgung zur richtigen Zeit am richtigen Ort aufsuchen und damit interagieren zu können. Insbesondere bei Jugendlichen soll die gesundheitsbezogene Navigationskompetenz gestärkt werden, um eigenverantwortliche Entscheidungen zu fördern und langfristig die Gesundheitskosten zu senken. Durch eine Intervention bei Jugendlichen kann nachhaltig das Verhalten als Erwachsener geprägt werden.

Abgeleitet aus den bisherigen Ergebnissen von österreichischen Studien sowie den formulierten Zielen und Empfehlungen fokussiert dieses Projekt darauf, insbesondere die gesundheitsrelatierte Navigationskompetenz von Jugendlichen (14-18-Jährigen) hinsichtlich des Verstehens und der Bewertung von Gesundheitsinformationen zu stärken. Gewählt wurde diese spezifische Altersgruppe, da einerseits davon ausgegangen wird, dass insbesondere das Erlernen der Bewertung von gesundheitsrelevanten Informationen gewisse kognitive Fähigkeiten voraussetzt, die in einem früheren Alter noch nicht ausreichend ausgeprägt sind und andererseits die Motivation in diesem Alter steigt, da gesundheitsbezogene Entscheidungen zunehmend selbst und weniger von den Eltern bzw. Bezugspersonen getroffen werden.

Das übergeordnete Ziel dieses Projektes ist es, durch die Stärkung der Gesundheitskompetenz einerseits die Jugendlichen zu „empowern“ eigenverantwortliche „gute“ Gesundheitsentscheidungen zu treffen (Schlagwort: decision-making) und somit den Gesundheitszustand der Bevölkerung langfristig zu erhöhen und andererseits dadurch langfristig Gesundheitsausgaben senken zu können.

Beschreibung des Projekts

Im Rahmen eines internen Forschungsprojekts des Masterstudienganges „Qualitäts- und Prozessmanagement im Gesundheitswesen“ der fh gesundheit wurden zwischen Juni 2023 und Februar 2024 mehrere Interventionen in Innsbruck im Rahmen einer Evaluierungsforschung eines Lehrkonzepts zur Förderung der navigationalen Gesundheitskompetenz von Jugendlichen in Tirol durchgeführt. Den methodologischen Rahmen des Projektes bildet der Ansatz des Design-Based Research.

In zwei Schulen Innsbrucks wurde, in Kooperation mit der Pädagogischen Hochschule Tirol, das erarbeitete Lehrkonzept angeboten. Dieses beinhaltete einen Workshop zur allgemeinen Gesundheitskompetenz, Unterrichtseinheiten mit einer Lehrperson zur digitalen Gesundheitskompetenz, die Rallye mittels des Location-based Game Nebolus in ihrer örtlichen Umgebung, wo die Jugendlichen auf lokale Fachakteur:innen trafen und auf interaktive Art deren Funktionen und Angebote kennen lernten mit dem Schwerpunkt psychosoziale Gesundheit (das Thema wurde partizipativ mit den Schüler:innen bestimmt) und ein Abschluss-, sowie Feedbackworkshop. Die Wirksamkeit des Konzeptes wurde mittels pre- Intervention und post-Intervention Fragebogen evaluiert.

Kritische Reflexion

Die teilnehmenden Schulen, gesundheitsbezogenen Organisationen und Schüler:innen zeigten im Rahmen des Feedbacks Wertschätzung der Intervention gegenüber sowie Motivation weiter an dem Projekt beteiligt zu sein. Die Schüler:innen waren motiviert eine Intervention mittels App und im umliegenden Sozialraum Innsbrucks zu erleben. Besonders positiv bewertet wurde das Kennenlernen neuer Organisationen, Beratungsangebote und Gesundheitsinformationen. Auch die Beratungsorganisationen erkennen im Projekt eine niederschwellige und effektive Möglichkeit, mit lokalen Zielgruppen in Kontakt zu treten, um die verschiedenen Angebote auf interaktive Art und Weise vorstellen und verbreiten zu können. Des Weiteren lassen sich von den Feedbacks der Beratungsorganisationen Hinweise zum effektiveren Gestalten der Rallyeorganisation ableiten, um organisatorische Probleme zu vermeiden und die Motivation, so wie die Kohärenz der Teilnehmenden zu gewährleisten.

Ausblick

Die Intervention mittels Workshops, Unterrichtseinheiten und Rallye hat sich als wertvolles Tool zur Förderung der navigationalen Gesundheitskompetenz bei Jugendlichen in Tirol erwiesen.

Das erarbeitete Lehrkonzept birgt das Potenzial auf die Berufsfelddidaktik Gesundheit erweitert zu werden. Eine ähnliche Intervention bei Schüler:innen und Studierenden in Gesundheitsberufen könnte nachhaltig deren Verhalten als zukünftige Berufsangehörige in diesen Arbeitsfeldern prägen. Durch das Kennenlernen von Organisationen, Beratungsangeboten und Gesundheitsinformationen, die für den eigenen Gesundheitsbereich relevant sind oder damit im Zusammenhang stehen, könnte einerseits die eigene navigationale Gesundheitskompetenz gestärkt werden und andererseits wertvolle Erfahrungswerte aus Sicht von Patienten und Patientinnen bzw. Kunden und Kundinnen gesammelt werden, die einen Perspektivenwechsel für die Schüler:innen und Studierenden ermöglichen.

Andererseits wäre auch ein Einsatz einer entsprechenden Intervention bei Lehrenden in den Gesundheitsberufen denkbar. Dadurch könnten die Lehrenden durch eine gestärkte navigationale Gesundheitskompetenz befähigt werden, auch die Lernumgebung der Schüler:innen und Studierenden dementsprechend zu gestalten und somit die navigationale Gesundheitskompetenz zukünftiger Berufsangehöriger im Gesundheitswesen zu prägen.

Literatur

  • Dadaczynski, K., Krah, V., Frank, D., Zuegel-Hintz, V., Poehlmann, F. (2021). Promoting navigation health literacy at the intersection of schools and communities. Development of the game-based intervention Nebolus. Frontiers in Public Health, 9:752183.
  • Griebler, R., Straßmayr, C., Mikšová, D., Link, T., Nowak, P., Arbeitsgruppe Gesundheitskompetenz-Messung der ÖPGK. (2021). Gesundheitskompetenz in Österreich: Ergebnisse der österreichischen Gesundheitskompetenzerhebung HLS19-AT. Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz, Wien.
  • Reinmann, G. (2017). Design-based Research. In D. Schemme & H. Novak (Hrsg.), Gestaltungs-orientierte Forschung – Basis für soziale Innovationen. Erprobte Ansätze im Zusammenwirken von Wissenschaft und Praxis (S. 49-61). Bielefeld: Bertelsmann.
Dr. Claudia Zelle-Rieser, Gilles Bernard, Simone Vitzthum & Dr. Kurt Martini
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